Geschichte von Gut Pottdeckel

Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird das Weidegut Pottdeckel im 17. Jahrhundert als „Lehnsgrund“ in der Hand der Familie von Werfort, Herren auf Ossenberg.

Nach dem Aussterben dieser Familie am Ende des 17. Jahrhunderts wird nach dem Vertrag von Xanten 1614 ( in diesem Vertrag wird Kleve mit Brandenburg vereinigt) der preußische Staat Lehnsherr. Der Pottdeckel wird allodifiziert, d.h. er geht in Privatbesitz über und wird vom Justizrat von Nünighoven erworben ( Besitzer von Haus Loo ) Nachdem auch diese Familie ausstirbt, fällt der Besitz an die preußische Krone zurück, und somit an Friedrich II.
Friedrich II („Der alte Fritz“) schenkte am 27. April 1748 Gut Pottdeckel seinem Großkanzler Samuel von Cocceji. Dieser hatte das preußische Rechtssystem reformiert und wurde von Friedrich II sehr geschätzt und 1749 in den Adelsstand erhoben. Cocceji war verheiratet mit Johanna Charlotte von Beschefer, sie hatten zusammen 2 Töchter und 3 Söhne. Die Frau des Großkanzlers war in erster Ehe mit dem Justizrat von Nünighoven, dem früheren Besitzer von Pottdeckel, verheiratet.

Friedrich II erlaubter den Verkauf des großen und wertvollen Wiesenkomplexes an die Abtei Kamp. Friedrich II stellte sich damit einer Verfügung seines Vater von 1725 entgegen, der den Ankauf eines Gutes durch ein Kloster verboten hatte. Der betreffende Kabinettsbefehl Friedrichs II an den Etats-Minister Dankelmann lautete: „Da bei mir der Großkanzler Frhr.von Cocceji angezeigt hat, wie sich bei ihm das Kloster Campen zum Käufer desjenigen Grundstücks im Klevischen, der Pottdeckel genannt , welches ich ihm vor einigen Jahren conferieret und eigentümlich geschenkt habe, gemeldet und davor ein ganz billiges Kaufgeld offeriert hätte, worunter er jedennoch nichts annehmen noch thun wolle, daferne ich ihm nicht Mein besonderes Agrement dazu gäbe, ( zumalen da durch eine besondere Constitution festgesetzt worden, dass die Klöster in Meinen Landen keine Immobilia ankaufen dörften ) so habe ich darauf resolviert, gedachten Meinen Großkanzler nicht nur frei zu geben, vorbenanntes Pertinens ermeldeten Kloster vor die ihm deshalb offerirte Kaufsumme zu überlassen, sondern Ich will auch, dass wegen vorangeführter Constitution gedachtes Kloster im gegenwärtigen Fall und sonder alle weitere Conséquence dispensirt werden und die Freiheit haben soll, gedachtes Pertinens, der Pottdeckel genannt, mit dessen sämmtliches Zubehör an sich zu bringen zu nutzen und zu behalten.“ Der Kaufakt wurde getätigt zu Kleve am 4. Januar 1753. Der Kaufpreis betrug 18 000 Reichstaler und 500 Reichstaler Schlüsselgeld vor des Herrn Verkäufers Frau Gemahlin Excellentz. Verkäuferin war die verwitwete Justizrätin von Nünninghoven . (1) 1770 schränkte übrigens König Friedrich II „ die Vermächtnisse an Kirchen, Klöster und andere pia corpora ein, damit nicht die roulierenden Capitalien dem Handel und Wandel fernerhin entzogen werden möchten.“

Nach dem Verkauf an das Kloster kam es zu Prozesstreitigkeiten zwischen dem Kloster und Borther Bürgern . In einem Entscheid des königlichen Landgerichts zu Xanten wurde entschieden, dass die Abtei die „Goldsberger Wiesen“ nicht als Zufahrtsweg zum Pottdeckel nutzen durfte.
Nach der Säkularisierung 1802 wurde der Kamper Besitz verpachtet. Der Wert des Besitzes Gut Pottdeckel war laut einer Aufstellung der Regierungskommission 78000 frans, die Größe 140 Morgen. Der Besitz wurde für 2600 francs zeitweilig an einen Herrn von Heinsberg verpachtet, danach wurde es vom Staat verkauft.

Der Käufer war 1837 der evangelische Landesbischof Wilhelm Gottlieb Roß, der auch Haus Loo erworben hatte.
1876 wurde Gut Pottdeckel an die Gebrüder Dorsemann aus Wesel verkauft, diese ließen im Jahr 1883 auf einer Warft das Haus im friesischen Hoftyp ( Stall und Wohnung unter einem Dach ) errichten.
1911 wurde der Besitz verkauft und bis in die 1970er Jahre als landwirtschaftlicher Betrieb (Weidewirtschaft) geführt.
2008 erwarb die Firma Grüne Grundbesitz-und Verwaltungsgesellschaft aus Moers (Arthur Grüne) das Gut Pottdeckel.

Quellen:
• (1)Die Abtei Kamp am Niederrhein (1913) Geschichte des ersten Zisterzienserklosters am Niederrhein.
• Geschichtsbuch der Gemeinde Borth (1968)
• Wikipedia